Aktualisiert: Mai 2025
„Frisches Rehfilet, selbst erlegt – und plötzlich der Notarzt?“
Man freut sich auf ein Abendessen mit Wildbret vom letzten Ansitz. Stunden später liegt man mit Atemnot, Hautausschlag und Schwindel im Krankenhaus. Die Diagnose? Alpha-Gal-Syndrom – eine allergische Reaktion auf rotes Fleisch, ausgelöst durch einen Zeckenbiss. Was wie aus einem medizinischen Thriller klingt, kann für Jägerinnen und Jäger Realität werden.

Was ist das Alpha-Gal-Syndrom?
Das Alpha-Gal-Syndrom ist eine Nahrungsmittelallergie, die durch den Biss bestimmter Zecken ausgelöst wird – in Europa hauptsächlich durch den Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus). Die Zecke überträgt ein Zuckermolekül namens Alpha-Gal (Galactose-α-1,3-Galactose), das in Säugetierfleisch vorkommt. Der Körper bildet daraufhin Antikörper – und reagiert später beim Verzehr von rotem Fleisch mit allergischen Symptomen.
Welche Zecken lösen das Alpha-Gal-Syndrom aus?
Ursprünglich wurde das Alpha-Gal-Syndrom in den USA entdeckt – dort gilt die Lone Star-Zecke (Amblyomma americanum) als Hauptüberträger. Inzwischen mehren sich auch in Europa die Fälle. Zwar ist die Datenlage hier noch nicht so umfangreich, doch Studien deuten darauf hin, dass auch der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), also unsere typische Wald- und Wiesenzecke, das Alpha-Gal-Syndrom auslösen kann – vermutlich durch Bestandteile in ihrem Speichel.
Symptome: Wenn Wildbret plötzlich gefährlich wird
Typisch für Alpha-Gal ist die zeitverzögerte Reaktion: Erst 3–6 Stunden nach dem Essen treten Beschwerden auf:
- Juckreiz, Quaddeln, Hautausschlag
- Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden
- Atemnot, Schwindel
- In schweren Fällen: anaphylaktischer Schock
Besonders tückisch: Die Verbindung zur Mahlzeit wird oft erst spät erkannt – und damit auch die Diagnose.
Wer ist betroffen?
Am häufigsten trifft es Menschen, die regelmäßig in der Natur unterwegs sind – und damit regelmäßig Zecken ausgesetzt sind:
- Jägerinnen und Jäger
- Hundeführer
- Forstleute
- Naturfreunde und Wildnispädagogen
Die Sensibilisierung entsteht meist nicht durch einen einzigen Stich, sondern durch viele Zeckenbisse über die Jahre hinweg.
Diagnose und Behandlung
Ein spezieller Bluttest auf Alpha-Gal-spezifische IgE-Antikörper bringt Klarheit. Wird die Allergie bestätigt, lautet die Therapie:
Vermeidung von rotem Fleisch und allen Produkten mit Alpha-Gal – darunter Wild, Rind, Schwein, Lamm, aber auch tierische Gelatine, manche Impfstoffe und Medikamente.
Ein Wechsel auf Geflügel oder pflanzenbasierte Ernährung ist oft unumgänglich – ein harter Schnitt für alle, die das Wildbret als Teil jagdlicher Ethik schätzen.
Vorsorge ist alles – besonders für Jäger
Zecken lassen sich nicht ganz vermeiden. Aber man kann das Risiko deutlich senken:
5 Praxistipps zur Zeckenprävention bei der Jagd
- Hochwirksame Repellents verwenden – z. B. Sprays mit Icaridin oder DEET
👉 Jetzt Zeckenschutzmittel entdecken - Permethrin-Imprägnierung in Jagdhosen oder Gamaschen, z.B. Tanatex
👉 Zeckenschutz-Kleidung im Shop ansehen - Helle, geschlossene Kleidung tragen – Zecken besser sichtbar halten
- Nach jedem Reviergang absuchen – besonders Kniekehlen, Leisten, Nacken
- Hunde regelmäßig kontrollieren – und ebenfalls schützen
💡 Mehr Tipps gibt's in unserem Beitrag:
👉 Insektenschutz bei der Jagd – So schützen Sie sich vor Zecken und Stechmücken
Warum dieses Thema jagdlich relevant ist
Als Jägerin oder Jäger geht es nicht nur um das Waidwerk – sondern auch um die Verwertung. Wer vom Alpha-Gal-Syndrom betroffen ist, verliert nicht nur ein Lebensmittel, sondern einen Teil seiner jagdlichen Identität. Umso wichtiger ist es, aufzuklären und vorzubeugen – damit das nächste Wildgericht nicht zur Gefahr wird.
Fazit: Wildbret genießen – aber informiert und geschützt
Das Alpha-Gal-Syndrom ist selten, aber ernst zu nehmen. Wer viel draußen ist, sollte sich gut schützen – nicht nur gegen Borreliose oder FSME, sondern auch gegen Spätfolgen wie diese Fleischallergie. Denn nur mit dem richtigen Wissen kannst du auch in Zukunft mit gutem Gefühl jagen und genießen.
Quellen:
- Commins, S.P. et al. (2011). J Allergy Clin Immunol
- Hilger, C. et al. (2016). Molecular Immunology
- DGAKI Positionspapier Alpha-Gal-Allergie (2022)
- CDC – Centers for Disease Control and Prevention